Lyon war jahrelang die Stadt meiner Träume. Ich kann gar nicht genau sagen, wieso, aber meine Idee von der Stadt hat mir immer sehr gefallen: die Größe, der französische Flair, das Kontinentale. Auch das „Fête des Lumières“ war ein Ereignis, das ich jahrelang auf meiner mentalen Bucketlist hatte. Und dieses Jahr habe ich mir diesen Wunsch erfüllt! Jana und ich machten uns gestern früh mit einem BlaBlaCar auf den Weg in die Stadt, die etwa zwei Stunden von Clermont-Ferrand entfernt ist. Dort angekommen frühstücken wir erstmal gemütlich und machten uns anschließend auf den Weg in das Stadtviertel Croix-Rousse, in dem weder Jana noch ich schon waren. Es ist ein eher alternatives Viertel mit vielen gemütlichen Cafés und süßen Läden, und nachdem wir es nach einem längeren Spaziergang und vielen, vielen Treppen gefunden hatten, verbrachten wir eine sehr schöne Zeit dort. Ohne Stress schlenderten wir durch die Straßen, unterhielten uns gut über alles mögliche, stöberten in kleinen Buchläden und wärmten uns schließlich mit einem Tee und einem leckeren Stück Karotten-Kuchen in einem Café auf. Draußen wurde es zunehmend kälter und wir wunderten uns, dass die Lichtershow erst 20 Uhr beginnen sollte, obwohl es schon viel früher dunkel wurde. Die Stadt ist jedenfalls wunderschön und ich freue mich darauf, vielleicht im Frühling öfter einen Abstecher dahin zu machen.
Es wurde dunkel und wir liefen zurück zum Place Bellecour, dem Zentrum der Stadt. Wir waren noch mit Aziyadé und ihrem Freund verabredet, aber die beiden waren gerade erst losgefahren, also beschlossen wir, noch zum Weihnachtsmarkt zu laufen und uns dort umzuschauen. Die Straßen waren zunehmend voller geworden, und als wir am Weihnachtsmarkt beim Bahnhof Perrache ankamen, steckten wir in einer dichten Menschenmenge fest und konnten uns nur sehr, sehr langsam vorwärts bewegen. Jana erzählte mir, dass sie neulich auf einem Weihnachstmarkt „aligot“ gegessen hatte, eine Art Kartoffelpüree mit Käse, die wohl sehr lecker war. Als wir es wenig später an einem Stand entdeckten, teilten wir uns spontan eine Portion. Das Essen hat eine sehr interessante Konsistenz, es ist eine gummiartige und zähe, gelbe Masse, aber es schmeckte tatsächlich ziemlich gut. Dann trafen wir uns mit Aziyadé, ihrer Mutter, und ihrem Freund; drei Freundinnen von Aziyadé stießen auch noch dazu. Es war so schön, dass sie sich so gut in der Stadt auskennen und eine genaue Route überlegt hatten, um möglichst viele Lichtervorführungen an dem Abend zu sehen. Jana und ich konnten uns einfach leiten lassen und den Abend genießen.
Hier die anfänglichen Eindrücke der Stadt im Dunkeln:
„Aligot“: zähe Masse aus Kartoffelpüree und Käse.
Und dann ging es richtig los mit den magischen Lichtern und der Musik!
Ganz Lyon schien in den Straßen zu sein, die gesamte Stadt feierte und bestaunte die Schönheit der Farben und Lichtspiele, überall gab es etwas zu sehen. Gegen halb eins waren wir schließlich bei Aziyadé zu Hause, voller Eindrücke der letzten Stunden, unsere Fotoapparate gefüllt mit bunten Fotos. Insgesamt war es ein wunderschöner Tag, trotz der eisigen Kälte und der unglaublichen Menschenmengen. Es freut mich auch, dass Menschen nach wie vor Interesse haben an solchen kulturellen Veranstaltungen und alle gemeinsam die Lichtershow friedlich genießen konnten.
Ich bin seit einigen Stunden wieder zu Hause in Clermont-Ferrand und widme mich nun wieder dem Lernen, da die nächsten zwei Wochen jede Menge Prüfungen anstehen. Allerdings habe ich es sehr genossen, mit so tollen Menschen kurz aus dem Alltag auszubrechen, zusammen etwas Schönes anzuschauen und einfach Spaß am Entdecken zu haben.